Die Betrüger aus Dänemark

Es gibt eine hübsche Geschichte von einem Gestrandeten, die den Vorteil hat, vermutlich nicht wahr zu sein. Sie handelt von einem Mann, der ein Schiffsunglück überlebte, weil ihn die Wellen an den Strand einer einsamen Insel gespült hatten. Tag für Tag hielt er Ausschau nach einem Schiff am Horizont. Nach Wochen vergeblichen Hoffens baute er sich mit Hingabe eine kleine Hütte aus Holz. Eines Tages kam er von einem Ausflug auf der Insel zurück und stellte fest, dass seine Hütte in Flammen stand. Er hatte alles verloren und der Mann war total am Boden. Am nächsten Morgen wachte er durch das Motorgeräusch eines Bootes auf, das sich der Insel näherte. Es kamen plötzlich und unerwartet Seeleute, um ihn zu retten. „Woher wusstet ihr, dass ich hier bin?“, fragte er seine Retter. „Wir haben Ihr Rauchsignal gesehen“, antwortete der Kapitän.

Wie sind wir jetzt gleich ins Plaudern gekommen? Ach ja: Man weiß nie, wofür etwas gut ist. Womit wir bei einer Geschichte wären, die den Vorteil hat, wahr zu sein. Eine junge Frau aus Ludwigsburg schaute sich auf einer viel besuchten Plattform für Autokäufe nach einem Wohnmobil um und fand tatsächlich ein gutes Angebot. Sie nahm Kontakt mit den Verkäufern auf, die aus Dänemark stammten. Es handelte sich um ein älteres Ehepaar, das ankündigte, gerne nach Sonthofen zu kommen, wo das Fahrzeug stehe, weil die Senioren dort zuletzt gelebt hatten. Man vereinbarte einen Termin und das Paar – er 65, sie 64 – schickte nicht nur die komplette Bestätigung der Hotelbuchung, sondern auch noch beide Ausweise als Kopie. Damit die junge Frau aus Ludwigsburg, die sich sehr über die netten Rentner aus Dänemark gefreut hatte und mehr noch auf das Wohnmobil, auch tatsächlich nach Sonthofen kommt, baten die älteren Herrschaften um eine kleine Anzahlung. Das machte die Ludwigsburgerin stutzig und so recherchierte sie im Internet und fand heraus, dass es sich um üble Betrüger handelt, die diese Masche beispielsweise auch schon vor Jahren in Kiel versucht hatten. Die junge Ludwigsburgerin informierte die Plattform für Autoverkäufe und auch die Polizei. Damit hat sie vermutlich einige anderen gutgläubigen Menschen viel Geld gespart. Übrigens hat sie sich nach dieser Erfahrung entschlossen, erst einmal kein Wohnmobil zu kaufen. Und wie sie so nachdachte, kam ihr der Gedanke, dass das Ganze sowieso eine Schnapsidee war und in der Garage ein Fahrrad steht, das auch bewegt werden möchte. Auch nicht schlecht. Ein bisschen ernüchtert und traurig war sie freilich schon darüber, wie Menschen versuchen, sich mit der Gutgläubigkeit anderer zu bereichern. Wie sang einst Michael Holm in der Hitparade: „Tränen lügen nicht.“ Dänen aber manchmal schon!

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