Schlafes Brüder und Schwestern aufgepasst: wir Heutigen verbringen durchschnittlich ein Drittel unseres Lebens im Schlaf. Wenn wir uns also im zarten Alter von 90 Jahren dem ewigen Schlaf hingeben, haben wir 30 Jahre unseres Daseins bereits schlafend verbracht. Wie viel Schlaf braucht der Mensch? Forscher haben festgestellt, dass Menschen in westlichen Ländern im Schnitt heute etwa eine Stunde weniger schlafen als noch vor 20 Jahren. Rechnet man diese Stunde auf ein ganzes Leben hoch, so kommen dabei schon ein paar Stunden zusammen. Mehr als ein Jahr lässt sich so gewinnen für gewinnbringende Dinge jenseits der Schlafphase. Die meisten Menschen verbringen zwischen sieben und acht Stunden jede Nacht im Off. Mit fortgeschrittenem Alter tun es oft auch sechs Stunden Schlaf. Wie sind wir jetzt gleich ins Plaudern gekommen? Ach ja, das Dilemma mit dem Nickerchen!
Tatsache ist, dass es so genannte Bettruhe-Studien gibt, die zweierlei nahelegen: Zum einen, dass es für den Menschen von großer Bedeutung ist, regelmäßig erholsamen Schlaf zu finden. Zum anderen, dass auch ständiges Rumliegen schädlich ist. Die Schäden durch Inaktivität sind enorm. Je länger man jenseits des notwendigen Schlafs im Alltag liegt und je träger der Lebensstil ist, desto mehr wirkt sich dies auf Muskelmasse, Knochensubstanz und auch auf die Geisteskraft aus. Körperliche und geistige Passivität führt zu einer beschleunigten Alterung und erhöht nebenbei auch das Risiko, früher zu vergreisen. Nicht von ungefähr sind viele Kliniken längst dazu übergegangen, die Leute auch nach schweren Operation früher aus dem Bett zu holen, weil sich dies enorm vorteilhaft für die Genesung auswirkt. Nach einer Studie aus den USA waren ungefähr ein Drittel der Menschen, die mit 70 oder älter im Krankenhaus zur längerer Bettruhe gezwungen waren, nach dem Klinikaufenthalt gebrechlicher und kränker als vorher. Also raus aus dem Nest und dem Alter entsprechend aktiv sein, wenn es der Gesundheitszustand erlaubt
Der Mittagsschlaf übrigens ist ein ganz anderes Thema. Immer mehr Menschen schwören darauf. Der zwanzigminütige „Powernap“ kann sich durchaus auf die Produktivität positiv auswirken. Natürlich wird der Ökonom auf der anderen Seite fragen, was man denn alles tagtäglich in den 20 Minuten schaffen und bewältigen könnte, in denen Millionen von Bundesbürgern sich auf die faule Haut legen? Eine gute und berechtigte Frage. Vielleicht hilft da ein Blick auf die Breitfuß-Beutelmäuse in Australien weiter. Die haben sich nämlich entschlossen, in den entscheidenden Phasen ihres Daseins weniger lange zu schlafen. Während der Paarungszeit opfern männliche Breitfuß-Beutelmäuse tatsächlich ihren Nachtschlaf, um mehr Zeit für Sex zu haben. Dies haben Studien belegt. Für die Beuteltiere ist es eine Abwägung zwischen Schlaf und Fortpflanzung. Sie haben sich für die Fortpflanzung entschieden. Und entsprechend weniger schlafen sie. Ein durchaus interessanter Ansatz. Leider sterben Breitfuß-Beutelmäuse in der Regel bereits im Alter von einem Jahr. Schlafmangel, so heißt, es sei dafür nicht die entscheidende Ursache. Wobei zeitlich betrachtet eines recht tröstlich ist: die potenten Nager haben ein kurzes, aber doch immerhin sehr erfülltes Leben!