Liebe Lesende,
die Liebe ist ein Mysterium, so oft beschrieben und besungen, dass man sich trefflich darin verlieren kann. Wenn die Liebe fehlt, so wie gerade beispielsweise in der Ukraine, verwandeln sich Menschen in Barbaren. Wenn uns die Liebe streift, können sich Barbaren in Menschen verwandeln. Es besteht also Hoffnung!
Vielleicht fehlt dem Oberbefehlshaber in Moskau gerade ja die besagte bessere Hälfte, die seine schwierige Seite ausgleichen könnte? Frauen an die Macht. Da fällt mit der Komödiendichter Aristophanes ein und sein Bild von den Kugelmenschen. Nach seiner Idee hatten die Menschen ursprünglich eine rundliche Gestalt mit zwei in die entgegengesetzte Richtung blickenden Gesichtern, vier Armen und vier Beinen. Weil die Kugelmenschen übermütig wurden und gegen die Götter aufbegehrten, sind sie von Zeus zur Strafe in jeweils zwei unabhängige Wesen getrennt worden. Von da an waren sie zeitlebens dazu verdammt, sich in unstillbare Sehnsucht nach ihrer jeweils verlorenen anderen Hälfte zu verzehren. Die Liebe ist den Menschen nach dieser Idee angeboren, um die ursprüngliche Natur wiederherzustellen. Aus dieser Vorstellung könnte auch die Redewendung der „besseren Hälfte“ kommen. Fehlt Putin also gerade vor allem eines – eine bessere Hälfte, die ihn zur Vernunft bringt?
Zur Erkenntnis verhelfen könnte womöglich auch das Bild eines anderen Gelehrten. Der gute Platon nämlich vertrat die Ansicht, dass die Seelen der Menschen verschiedenen Göttern zugeteilt sind, bevor sie auf die Erde fallen. Dort können wir Erdenbürger uns laut dem Philosophen nur dann wirklich miteinander verzahnen, wenn wir eine Natur haben, also dem gleichen Gott zugeteilt sind. Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Russen schon sehr bald erkennen, dass ihre Natur sich gar nicht so sehr von jener der Ukrainer unterscheidet. Ein Gott, eine Seele, ein Brudervolk. Fürwahr ein schöner Gedanke.