In Deutschland sind fast 40 Prozent der jungen Menschen kurzsichtig, wenn sie Abitur machen. In Seoul brauchen laut einer Studie sogar mehr als 90 Prozent der 19-Jährigen eine Brille. Es lässt sich also feststellen: die Kurzsichtigkeit der Menschheit nimmt spürbar zu. Das ist jetzt nicht politisch gemeint und bezieht sich auch nicht auf den Umgang mit dem Klimawandel. Es geht rein augenmedizinisch um die Fehlsichtigkeit der Augen, mit der Folge, dass weiter entfernte Gegenstände unscharf erscheinen. Wie sind wir jetzt gleich ins Plaudern gekommen? Ach ja: Frischluftallergien!
Selbige nehmen offenbar zu. Die Jugend möchte weniger draußen sein, und auch die Erwachsenen igeln sich gerne in ihren vier Wänden ein. Das ist vor allem bei Kindern suboptimal, nicht nur wegen fehlender Bewegung und dem damit einhergehenden Effekt, dass viele Jugendliche zu viele Pfunde auf den Rippen haben, sondern weil sich damit einhergehend auch die Sehkraft verändert. Tatsächlich liegt der Trend zur Kurzsichtigkeit nämlich nicht zuletzt daran, dass die noch im Wachstum befindlichen Augäpfel zu lange werden, wenn junge Menschen stundenlang in ihren Zimmern auf Monitore blicken oder auf Smartphones. Die Folge ist, dass sie Objekte in der Ferne dann oft leider nur noch verschwommen sehen. Dagegen gibt es ein probates Mittel, denn das Licht im Freien wirkt dem Wachstum der Augäpfel entgegen. Es lohnt sich also aus ganz verschiedenen Gründen an der frischen Luft zu sein – und sich dem Licht des Lebens jenseits der eigenen vier Wände hinzugeben.
Womit wir bei einem weiteren Problem dieser Zeit wären, nämlich dem Trend, sich bevorzugt im Inneren aufzuhalten. Immer mehr Unternehmen beklagen, dass die aus der Corona-Zeit hervorgegangenen Home-Office-Regelungen dazu führen, dass die Beschäftigten in der Mehrheit kaum noch in der Firma präsent sind und sich dort auch nicht mehr persönlich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen. Laut einer Umfrage der Industrie und Handelskammer Region Stuttgart will in der Landeshauptstadt jedes vierte Unternehmen bereits Büroflächen reduzieren, weil die Leute zunehmend zu Hause hocken. Das führt nicht unbedingt zu optimaler Kommunikation. Mitunter macht jeder sein eigenes Ding und der Gemeinschaftsgedanke verflüchtigt sich. Immerhin hat der Trend zur Kurzsichtigkeit, der sich dadurch noch verstärkt, den hilfreichen Nebeneffekt, dass man den Umstand, bei der Weihnachtsfeier plötzlich mit lauter neuen Gesichtern aus der eigenen Abteilung konfrontiert zu sein, auf die Augen schieben kann. „Sorry, dass ich Sie nicht gleich wiedererkannt habe. Ich bin kurzsichtig!“