Einen Schneeball kann man aufhalten, nicht aber eine Lawine, schon gar nicht, wenn sie derart voller jugendlicher Energie steckt. In der ganzen Welt beteiligen sich mittlerweile Menschen aller Altersgruppen an einem Protest, der darauf abzielt, die Welt zu retten. Manche kleben sich fest an Straßen und blockieren den Verkehr, andere ziehen freitags durch die Straßen. Auch wenn man an der Form durchaus Anstoß nehmen kann, so ist die Botschaft hinter der Botschaft doch beängstigend. Das Klima wandelt sich, nur wir wandeln uns nicht im gleichen Maße mit!
Ein jeder möge sich dabei ans eigene Näschen fassen. Bei mir gibt es da einiges zu fassen. Ich bin nämlich ein Babyboomer. Um ehrlich zu sein, haben sich die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit gerne und oft bedient an dieser Welt. Wir machten uns über weiter Strecken nicht allzu viel Gedanken über das, was wir so alles dazu beigetragen, dass die Welt partiell ein ungemütlicher Ort zu werden droht. Und wir waren viele, sehr viele. Das lässt sich schon daran ablesen, dass in Deutschland derzeit 13 Millionen Menschen zwischen 55 und 65 Jahre alt sind. Die besagten Babyboomer verabschieden sich in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Ein guter Moment, sich Gedanken zu machen, wie sich das eine oder andere zum Wohle dieser Welt verbessern oder ändern ließe. Bei so vielen Köpfen könnte durchaus die eine oder andere brauchbare Idee dabei sein. Doch leider sind wir, die Babyboomer, tendenziell ein wenig träge geworden. Tiefgreifende Veränderungen haben wir nicht so gerne. Dabei ist es nicht so ganz fair, den Jungen die nötigen Reparaturarbeiten zu hinterlassen.
Wie sind wir jetzt gleich ins Plaudern gekommen? Ach ja: die Frage, was wir Babyboomer mit der verbliebenen Zeit noch machen? Womöglich wäre ein Rollentausch gar nicht so schlecht. Das erinnert mich an eine hübsche Geschichte über Max Planck, der 1918 den Physik-Nobelpreis bekommen hatte und in der Folge häufig eingeladen wurde, um über seine Forschung zu reden. Max Planck hielt stets den gleichen Vortrag und wurde immer von seinem Chauffeur begleitet, der ihm eines Tages offenbarte, dass er die Rede des Chefs bereits auswendig könnte. Daraufhin beschloss Max Planck vor der nächsten Veranstaltung in München eine nette Finte. So stand plötzlich der Chauffeur in feinem Tuch auf der Bühne, während Max Planck im Gewand des Fahrers in der vorderen Reihe Platz nahm. Der Vortrag lief zunächst ganz gut. Im Anschluss meldete sich allerdings ein Professor mit einer Frage an den gelehrten Kollegen, woraufhin der Redner entgegnete: „Mein Herr, ich habe gedacht, dass wir hier vor einem hochgebildeten Publikum wären. Diese einfache Frage kann sogar mein Chauffeur beantworten!“
Könnte es sein, dass wir in der Generation 64 und drumherum zu viele Chauffeure geworden sind und uns zu selten als Gelehrte gebärden, die wirklich etwas zu sagen haben? Viele von uns sind Theorie-Riesen geworden und Praxis-Zwerge. „Wahre Helden sehen selten wie wahre Helden aus“, hat Tennessee Williams einmal gesagt. Vielleicht sollten wir Babyboomer von jetzt an mit Bedacht durch die Welt gehen und die Helden der Zeitenwende entdecken – oder am Besten auf unsere alten Tage noch selbst welche werden!