Wussten Sie, dass acht Prozent der Menschen beim Küssen ihre Augen offen lassen? Dass jeder von uns auf ein Leben von 80 Jahren umgerechnet 722 Hühner verspeist? Dass wir rund 30.000 Liter Speichel produzieren und 250 Millionen Liter Blut über das Herz durch den Körper pumpen, was ungefähr dem Volumen eines Tankzugs von 50 Kilometern Länge entspricht? Dass es in Ludwigsburg 99 Hundetütenspender gibt, 759 registrierte Bienenvölker, 136 Bushaltestellen, 6940 Einfamilienhäuser und 20 Zeitgenossen, die mehr als 100 Jahre alt sind?
Ein Hoch auf die Statistiker, die uns mit immer neuen Zahlen beglücken. Tatsächlich kann der Umgang mit quantitativen Informationen hilfreich sein, um auf ihrer Basis Entscheidungen zu treffen oder besser zu verstehen, was gerade so alles um uns passiert. Aber Vorsicht! Statistiken haben auch ihre Tücken. In Zeiten von Fake-News werden gerne mal Zahlen und Fakten präsentiert, die bei genauerer Betrachtung nur einem Ziel dienen: zu manipulieren!
Tyler Virgen, ein ehemaliger Jurastudent, macht sich seit Jahren einen Spaß daraus, mit Statistiken zu beeindrucken, aus denen sich seltsame Schlussfolgerungen ziehen lassen. Dabei sucht der Amerikaner gezielt nach Statistikpaaren, deren Liniendiagramme sehr ähnlich verlaufen, obwohl die Themen, um die es geht, überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Auf diese Weise entstehen bizarre Thesen wie jene, dass je mehr Käse die Menschen pro Kopf zu sich nehmen, desto mehr von ihnen sterben, indem sie sich in Bettlaken verheddern. Tatsächlich ist das ein mathematisch über Jahre verifizierbarer Trend. Umgehend wird dann von Medien gemutmaßt, dass womöglich einige Inhaltsstoffe von Edamer und Co. bedrohliche Alpträume auslösen könnten, in deren Folge unbedarfte Käsefreunde buchstäblich den Käse haben, weil sie sich so tief in ihr Bettzeug wühlen, dass es um sie geschehen ist. Ist da was dran? Natürlich nicht! Es handelt sich um einen schlichten Zufall. Tyler Virgen hat sich nämlich lediglich darauf spezialisiert, Beispiele zu sammeln, bei denen offensichtlich nicht zusammenhängende Entwicklungen verdächtig parallel verlaufen. Wenn man nur lange genug sucht, findet man auch in beliebigen Daten scheinbare Übereinstimmungen. Soll heißen: hohe mathematische Korrelation deuten vielleicht auf eine Entsprechung in der Realität hin, können aber ziemlich täuschen.
Wie sind wir jetzt gleich ins Plaudern gekommen? Ach ja: Vorsicht bei Statistiken! Damit hat sich schon der legendäre britische Premierminister Winston Churchill beschäftigt, von dem der berühmte Satz stammt: „Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“ Doch wie steht es tatsächlich um den Wahrheitsgehalt dieses Zitats? Das Statistische Landesamt ist genau dieser Frage nachgegangen. Nach recht umfangreichen Recherchen, die auf freundliches Interesse von Wissenschaftlern und auch angesehenen Verlagen stießen, kamen die Statistikfachleute zu dem Schluss, dass nichts für die Richtigkeit des Zitats – und alles dagegen spricht. Churchill hat das vermutlich so nie gesagt! Selbst den tollsten Befunden über Statistik kann man eben nur bedingt trauen.