Klappern fürs Handwerk

Es gibt ein geflügeltes Wort, das selten so gut gepasst hat wie in diesen Tagen: „Handwerk hat goldenen Boden.“ Der genaue Ursprung diese Satzes, lässt sich nicht genau zurückverfolgen. Vermutlich stammt er von einem mittelalterlichen Spruch, der einem Weber zugeschrieben wird und ironisch gemeint war, zumal viele Handwerker damals ihr Dasein kaum fristen konnten: „Handwerk hat goldenen Boden, und die Sonne schien ihm in den leeren Brotbeutel.“ Die Zeiten haben sich fürwahr geändert.

Von der besagten Armut kann heute kaum mehr eine Rede sein, jedenfalls nicht von einer Auftrags-Armut. Wohl selten hat das Handwerk so viele Fans gehabt wie in der heutigen Zeit. Fast schon ist es so, als müsse man sich um einen Handwerker bewerben, in dem man beispielsweise erklärt, man sei jederzeit verfügbar oder es gebe ein Cappuccino und dazu selbst gebackenen Kuchen, wahlweise auch Schnittchen mit Petersilie. Solcherlei Lockungen scheint es heute zu bedürfen, damit der Handwerker dann auch tatsächlich kommt. Er und Sie sind gefragt, die Auftragsbücher sind voll, die Not der Kunden ist groß.

So wird heute auf amüsante Weise der alte Satz ad absurdum geführt: „Klappern gehört zum Handwerk.“ Jetzt muss es vielmehr heißen: „Klapper wacker werter Kunde, dann schlägt vielleicht auch deine Stunde.“ Ursprünglich stammt der Satz vom Klappern fürs Handwerk übrigens ebenfalls aus dem Mittelalter, als Handwerker ihre Dienstleistungen auf den Märkten noch anpreisen mussten und sich durch „Klappern“ mit allerlei Gegenständen die Aufmerksamkeit der Leute sicherten. Jetzt stehen die Vorzeichen fürwahr andersrum. Wie die deutsche Handwerkszeitung meldet, liegt die durchschnittliche „Auftragsreichweite“ derzeit bei neun Wochen. Der geneigte Kunde muss also mehr als zwei Monate warten, bis sich ein Handwerker zu ihm begibt. Ich hatte neulich einen Handwerker, der tatsächlich zu früh kam und spontan fragte, ob er loslegen könne. Und das, drei Tage vor dem eigentlichen Plan. Auch sowas gibt’s noch. Da staunte der Laie und der Fachmann wunderte sich. Welch‘ ein Glück!

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